Die Meinung anderer: Was andere über dich denken

Die Meinung anderer: Was andere über dich denken

Als ich sechszehn Jahre alt wurde, quälte ich mich von einer ekelhaften bedenklichen Crashdiät zur nächsten, weil mein damaliger Schwarm mehr auf die ganzen Victoria Secrets Models stand, als auf mich.
Hörte Musik, die ich nicht leiden konnte. Hing mit Menschen ab, bei denen ich mich nicht wohl fühlte. Ging bei Veranstaltungen mit, auf die ich keine Lust hatte. Sagte „ja“, obwohl ich „nein" meinte. Zog Sachen durch, die mich fertig machten. Gab Dinge auf, an denen mein Herz hing. Gab Dinge nicht auf, an denen mein Herz kaputt ging.

Und all das habe ich meistens aus dem ein und den selben Grund getan: Ich wollte gefallen. Dazu gehören. Zu irgendwem oder irgendetwas. Wollte jemand sein, der gemocht, geliebt und beachtet wird. Fügte mich also lieber der Mehrheit, der Norm, den Vorstellungen oder der Meinung anderer, anstatt einfach mal zu hören. Und zwar auf mich zu hören. Feilte sogar an meinen eigenen Ecken und Kanten herum. Riss mir mal ein Bein und manchmal auch mein Herz raus.

 

Die Steinzeit ist Schuld. Mama und Papa, ihr auch!

Dazuzugehören ist irgendwie und irgendwo ein menschliches Grundbedürfnis. Etwas, das seit der Steinzeit in unseren Genen liegt. Etwas, das uns überleben lässt. Weil wir Menschen keine geborenen Einzelgänger sind. Am besten in einer Gruppe überleben können.
Ich glaube, das ist der Grund, warum wir auf Anpassung trainiert werden. An dieses gesellschaftliche „so solltest du sein“ und „das solltest du tun“.

Und ich denke, daran sind auch ein klein wenig unsere Eltern Schuld. Weil mit uns geschimpft wurde, wenn wir trotzig im Laden nicht die Schuhe anprobieren oder weinend im Supermarkt unbedingt den „Frufoo Joghurt“ haben wollten. Die uns gelobt haben, wenn wir brav und artig waren. Mit der Eins in Deutsch bei Kollegen prahlten und mit der Sechs in Mathematik ICQ Verbot gaben. Die sich geschämt haben, wenn beim Schuldirektor zum Gespräch eingeladen wurde oder man mit neuem Nasenpiercing und bauchfreien Top bei Omi am Esstisch saß.

Ja, irgendwie sind wir damit groß geworden. Wir alle. Die einen von uns erlebten das vielleicht bei ihren Eltern intensiver, die anderen vielleicht etwas entspannter. Aber im Endeffekt haben wir das alle erlebt – nur in unterschiedlichem Ausmaße halt. Aus dem Verhalten unserer Eltern haben wir gelernt, wie liebenswürdig wir sind. Fingen an zu denken, nur von ihnen geliebt werden, wenn wir bestimmte Anforderungen oder Bedingungen erfüllen. Oder eben ein bestimmtes Verhalten an den Tag legen. Ich brauche an dieser Stelle nicht erwähnen, dass das totaler Quatsch ist, oder?

Naja und später,…später sind es nicht mehr die Eltern, von denen wir gemocht und akzeptiert werden wollen, sondern die Freunde, der Partner, Kollegen und unwichtige Bekannte.

 Es ist ein ganz schön schmaler Grat zwischen dieser einen Anpassung, die notwendig für ein soziales Leben in unserer Gesellschaft ist und der Anpassung, die uns zu einem Menschen macht, der den Bezug zu sich verliert.



Droge: Die Meinung anderer.

Genau genommen gibt es genau zwei Arten von uns. Die, die sich XY fragen, wenn sie XY machen und die, denen es vollkommen gleichgültig ist und es einfach tun. Sich keinen Kopf darüber zerbrechen, was andere davon halten könnten. Sich selbst treu bleiben. Unabhängig ihre Entscheidungen treffen und einfach ihr Ding durchziehen. Warum? Weil sie es einfach können.

Doch das kann nicht jeder. Die Menschen, die sich nämlich sehr danach richten, was andere über sie denken könnten, sollten spätestens jetzt einer bestimmten Tatsache ins Auge sehen: Auslöser hierfür ist ziemlich offensichtlich das super geringe Selbstwertgefühl.
Und ja, selbst die nach außen hin selbstbewussteste Person, kann sich innerlich immer wieder hinterfragen und das Gefühl haben, dass sie nicht genügend wert sei. Der eigene Wert wird über Außenstehende definiert. Über die Meinung anderer. Genau deswegen trifft es die gewissen Personen so sehr, wenn andere schlecht über einen reden. Und beflügelt gleichzeitig viel zu sehr, wenn andere gut über sie sprechen. Wer also immer noch nicht verstanden hat, dass er genauso gut ist, wie er ist, macht sich automatisch abhängig von der Meinung anderer. Weil nicht genügend Wertschätzung und Liebe für sich selbst übrig hat. Du kennst das ja schon, wie sollen dich andere mögen, wenn du es selbst am wenigsten tust?

 Erst wenn du anfangen kannst, dich selbst zu lieben, wirst du dich frei von der Meinung anderer machen.



Dein größter Kritiker

Wir sollten uns mal wieder kurz bewusst machen, dass uns niemand auf diesem Planeten so gut kennt wie wir selbst. Weil du nämlich die Person bist, die die meiste Zeit mit sich selbst verbringt – und zwar 24/7. Und keiner außer dir hat einen direkten Zugang zu deinen Gedanken und Gefühlen. Die Folge? Gleichzeitig geht eine besondere Form der Selbstaufmerksamkeit einher:
Wir sehen uns immer erst einmal durch die eigene Brille!

Suchen überall an und in uns nach Makeln und Fehlern. Nach Dingen, die nicht perfekt an uns sind. Die wir nicht mögen. Naja und wenn man dann jede Sekunde, jede Minute und jede Stunde mit sich selbst zusammen ist, dann entgeht einem auch fast nichts. Schenkt man also einer bestimmten Sache seine volle Aufmerksamkeit, wird dieser Makel in der eigenen Wahrnehmung groß. Rießengroß sogar!

Ja, wir sind ganz schön selbstkritisch. Haben ein enormes Wissen über uns als Person. Und eine meist sehr stabile Meinung über uns übrigens auch. Neigen leider dazu, die Welt in unseren eigenen Farben zu färben. Stark abhängig von unseren eigenen Wahrnehmungen über uns als Person. Keiner geht am Ende des Tages so hart mit uns ins Gericht wie wir selbst. Nein, auch nicht die Exfreundin deines Freundes auf der anderen Straßenseite.

 Niemand kennt dich so gut, wie du du dich selbst. Und niemand hat mehr Vorurteile über dich, als du selbst!



Was andere über dich denken…

Unsere Herausforderung ist es also, die eigene Meinung sauber von der Meinung der Anderen abzugrenzen. Wir wissen viel weniger darüber, was andere in uns sehen, als wir zu wissen meinen. Das gilt für die kurze Begegnung im Café, das Date mit dem potenziellen Partner, sowie die langjährige Freundschaft.

Jeder von uns hat sein eigenes Kopfkino und kreiert damit seine ganz eigene Story. Ob diese allerdings der Wahrheit entspricht ist eine ganz andere Geschichte, nicht wahr? Denn jeder hat ein anderes Empfinden, eine andere Wahrnehmung und kann die Wahrheit für jeden anders aussehen lassen.

 Was andere über dich denken hat nämlich oftmals herzlich wenig damit zu tun, was du selbst über dich denkst.

Wer aufhört, sich weniger Gedanken über die Meinung anderer zu machen, hat es in vielerlei Hinsicht einfacher. Ist freier und hat mehr Spaß am Leben. Weil einfach so viele kleine Sorge wegfallen. Sorgen, mit denen sich andere tagtäglich selbst belasten. Und im Endeffekt selbst kreieren.

Die Meinung von anderen, sowie das Urteil und die ganzen Stimmen von außen nehmen wir manchmal wichtiger als unsere eigenen Bedürfnisse. Und manchmal ist leider manchmal gan schön oft. Zu oft. Ohne zu merken, wie sehr wir damit unseren eigenen Weg verlieren. Vielleicht sogar ein klein wenig unsere eigene Persönlichkeit.

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