Ich lass' dich los.

Ich lass' dich los.

Ich wollte, dass es ein „wir“ gibt. Du derjenige bist, der neben mir liegt. Die erste Person, wenn ich aufwache; die letzte Person, wenn ich einschlafe. Ich wollte mit dir so vieles. So verdammt vieles.
Und vor allem eins: Dass es „für immer“ ist.

Ich wollte, dass du genau diese Person bist. Die richtige meine ich. Die Person, die am besten zu mir passt. Mit der ich vor dem Traualter stehen und ewige Liebe versprechen werde. Für mich stand fest: Du bist es. Und genau das war das Problem. All das stand fest.
Zu jeder Zeit für mich. Zu keiner Zeit für dich.


Du hast es gewusst.

Seit unserer ersten Begegnung hatte ich mich mit niemanden so unfassbar verbunden gefühlt. Nur, dass alles was danach kam, noch tiefer ging. Du warst es einfach für mich. Und das wusstest du auch. Mit jeder Faser meines Körpers war ich unsterblich verliebt in dich.

Ich würde nicht mal behaupten, dass du von Anfang an nicht an uns geglaubt hast. Oder festgestellt hast, dass ich es wohl einfach nicht für dich bin – aber du hast es gewusst!

 Du hast es gewusst, lange bevor ich mich nackig und vor anderen komplett zum Vollhorst gemacht habe. Du hast es gewusst - lange vor mir!

Ich hatte nie aufgehört. Mit so vielen Dingen nicht. Ich hatte nie aufgehört, an uns zu glauben. Zu hoffen. War mir so sicher. Weil am Ende, so sagt man, das zusammen kommt, was zusammen gehört, nicht wahr?

Inzwischen ist fast ein Jahrzehnt vergangen. Das klingt so unglaublich romantisch. Und gleichzeitig so unglaublich traurig. Weil nichts von alldem eingetroffen ist. Sich nicht wirklich viel verändert hat. Zwischen uns zumindest nicht. Nur das Ganze außenrum. Streichen wir das „nur“. Das Ganze außen rum verändert nämlich alles.

 

Was du liebst lass‘ frei. Kommt es zurück, gehört es dir.

„Da kommt noch was, das ist nicht unser Ende.“ Wie oft habe ich diesen Satz schon gesagt?! Oft, glaube ich. Zu oft, würden meine Freunde sagen.

Wir waren auf einem guten Weg. Langsam unterwegs, aber wir waren immer unterwegs. Aber ich habe es nicht gemerkt. Nie verstanden. Wollte es nicht einsehen. Wahrhaben. Denn wir waren nie gemeinsam unterwegs. Du hast mich mitgezogen. Okay, das ist nicht fair, das weiß ich. Denn ich bin dir eher hinterhergelaufen. Selbst dann, als du ihn mit einer anderen gelaufen bist.

 Heute bin ich mir sicher. Wer liebt, der kann auch verdrängen. Dinge anders benennen. Der ist ausdauernd, irgendwie zuversichtlich. Selbst dann noch, wenn die Zuversicht nur noch mit ihrem Namen besticht.

Du faszinierst mich und ich begehre dich. Ich weiß, dass du das auch noch tust. Und ich weiß, dass es das Einzige ist, was uns für immer erhalten bleiben wird. Aber ich habe gelitten. Du auch. Naja, ein bisschen zumindest.
Ich habe für uns mein Bestes gegeben. Doch wenn das Beste nicht ausreicht, ist es vielleicht das Beste, einen anderen Weg einzuschlagen. Wenn an getrennten Wegen kein Weg mehr vorbeiführt, dann muss man ihn gehen, glaube ich.

Ich habe wirklich lange genug festgehalten. Gedanklich zumindest. An eine Realität, die nicht funktionieren wird. Habe mir Dinge schön gemalt und Tatsachen verzogen. Mir selbst mehr geschadet, als dass es mich weiterbringt.
Und vielleicht ist es wirklich so. Dass Menschen nur unseren Weg kreuzen, damit wir etwas lernen. Nicht damit diese uns weiterhin begleiten. Ihn gemeinsam mit uns gehen.


Zu viel und gleichzeitig zu wenig.

Tief im Inneren, da weiß ich natürlich, dass das, was zwischen uns ist, nicht mehr zu retten ist. Es kein „Wir“ mehr geben wird. Und tief im Inneren weiß ich auch, dass jetzt der Zeitpunkt kommen muss, das Loslassen zu lernen. Dieses Idealisieren und das Gerede von „was wäre wenn“. Dich loszulassen. Und das killt mich. Weil ich nie an den Punkt angelangen wollte. Ich wollte einfach nie, dass es vorbei ist.

 Aber bei uns war zu wenig Leichtigkeit. Zu viel Drama. Zu wenig Zweisamkeit und zu viel Einsamkeit.

Und auch wenn es in unserer heutigen wahnsinnig schnelllebigen Gesellschaft so unglaublich wertvoll ist, an etwas festzuhalten…so wichtig ist auch die Erkenntnis für einen selbst, dass es nicht das Wahre war. Das Richtige. Es nicht ausgereicht hat. Und das habe ich nie. Ich habe für dich nie ausgereicht.


Du bist schwarz. Und ich bin weiß. Gemeinsam mischen wir ein Grau, was uns beiden nicht steht.

Ich weiß nicht, ob die Liebe Hürden besiegt oder die Hürden die Liebe. Vielleicht ist das eine Frage der Priorität oder der Werte. Vielleicht aber auch einfach eine Entscheidung, die Zeit benötigt. Und jeder entscheidet anders, weil jeder von uns nun mal anders ist. Und manche brauchen einfach länger dafür eine Entscheidung zu treffen, weil es eine Herausforderung ist. Das Wichtigste jedoch ist, überhaupt eine zu treffen:

Eine Entscheidung zu treffen, die dafür sorgt, glücklich zu sein. Und keine die dort zurückführt, wo man sein Glück verloren hat. Ich realisiere also, dass du einfach der Part von uns warst, das früher verstanden hat. Ich gratuliere dir. Von ganzem Herzen.

Ja, ich realisiere, warum es mit den Anderen nie zuvor geklappt hat. Weil ich selbst nie richtig frei war. Von dir. Und das viel zu spät gemerkt, mir eingestanden habe. Ich muss aufbrechen. Meinen Halt im Leben selbst suchen. Weitergehen. Das alles hinter mir lassen. Ich muss endlich verdammt nochmal loslassen.

 Also befreie ich mich selbst. Nicht, weil ich dich nicht mehr liebe - sondern aus Liebe. Aus Liebe zu mir selbst!

Das was du nie verstanden hast, habe ich nun umso mehr: Denn ich bin gut genug. So wie ich bin.


Momentaufnahme.

Die Liebe ist wie ein Spiel. Es gehört eine ganz schön große Portion Glück dazu. Ein bisschen Strategie und Risikobereitschaft. Aber auch vor allem eins: die Freude zur Entscheidung, welche Liebe und Spiel erfolgreich werden lässt. Oder eben erfolglos!

Und mit dem Loslassen ist es wie bei Monopoly mit der Gefängnis-Karte. Die Ereigniskarte, die dich auffordert, direkt in das Gefängnis zu gehen und dich nur mit einem gewürfelten Pasch oder „Kaution“ freilässt. Der schwarze Peter quasi. Weil man hängenbleibt. Man Geld braucht, um sich frei zu kaufen. Oder Glück, um sich frei zu spielen.

Im realen Leben gibt es eben auch diese Momente. Die Momente, in denen dir die Gefängniskarte gereicht wird. Man nicht über „Los“ direkt durchstartet, sondern mit einer Klatsche von Erinnerungen über Tage, Wochen oder Jahren eingefangen wird.
Erinnerungen an Momente, an dem sich das Herz wie eine Schallplatte wieder und wieder aufhängt.
An Momente, wo sich die Gedanken ständig auf Repeat drehen. Dauerschleife. Gefühlt endlos lang.

Aber wir zwei – wir zwei waren nur eine Momentaufnahme. Und dieser Moment begann vor zehn Jahren. Du hast mir all meine Schwachstellen ersichtlich gemacht. Jeden Tag, jede Minute eine andere. So lange, bis alle Punkte regelrecht zu Wunden wurden.

Und jetzt lass‘ ich dich gehen. Habe Hoffnung. Nicht mehr deinet-, sondern meinetwegen: Denn vielleicht trifft mich die Liebe einfach alle zehn Jahre. Und dann erzählt jemand anderes für dich zu Ende.

 

Und wenn wir in der Lage sind, die falsche Person so sehr zu lieben, sollten wir
uns nicht dann spätestens jetzt die Frage stellen, wie sehr wir in der
Lage
 sein werden, die richtige Person zu lieben?

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